Reiseberichte


Fahrt der Stadt-Gerdauener in die Heimat (29.05.-07.06.2003)

Am 29. Mai 2003, pünktlich um 6 Uhr, startete unsere 10-Tage-Reise nach Gerdauen in Köln. Vom Busparkplatz in der Komödienstraße ging es los. Herr Westermann von der Fa. Lais - Westermann fuhr uns mit seinem 4-Sterne-Bus (vom Reisebüro Manthey gechartert) Richtung Hannover. Bei einer Außentemperatur von 26 Grad waren wir froh, in einem klimatisierten Bus zu sitzen. Nach Kurzstopps in Hagen und an der Raststätte Tecklenburger Land zur Aufnahme weiterer Mitreisender erreichten wir pünktlich den Hauptbahnhof Hannover. Hier auf dem Busbahnhof stiegen fast die Hälfte aller Teilnehmer zu. Nach kurzer Begrüßung, Fahrerwechsel und WC-Pause ging es um 11.30 Uhr weiter in Richtung Magdeburg. 
Herr Hans Becker, unser neuer Fahrer, erreichte die Raststätte Magdeburger Börde pünktlich um 12.30 Uhr. Nachdem unsere Brunhilde Peklo zugestiegen war, rollte unser Bus mit 25 Fahrgästen weiter zur polnischen Grenze in Frankfurt/Oder. Hier hatten wir etwa 1 Stunde Aufenthalt bis wir nach Schneidemühl (Pila) weiterfahren konnten. Dort im Hotel "Rodlo" wurden wir mit einem Glas Sekt begrüßt. Im Speiseraum spielte für uns ein Akkordeonspieler. Ich konnte nicht anders, ich gab ihm die Noten unseres, von meinem Onkel Klaus Reck komponierten und getexteten Liedes "Gerdauer Land mein Heimatland..." Es dauerte nicht lange und im Raum erklang zur Freude aller das Lied und alle sangen kräftig mit. 

Am nächsten Morgen starteten wir in Richtung polnisch-russischen Grenzübergang Braunsberg. Mittagspause machten wir bei herrlichem Wetter in Marienburg (Malbork) in Form eines Picknicks. Hans Becker hatte Kaffee aufgeschüttet und Würstchen heiß gemacht, so ließen wir es uns im Grünen schmecken. Dann rollten wir weiter zur Grenze. Nach etwa 1,5 Stunden Abfertigung durften wir die Grenze Richtung Königsberg passieren. Von hier ging es weiter nach Insterburg, wo wir um 17.30 Uhr ankamen. Hier, vor dem Hotel "Zum Bären" wurden wir traditionell mit Brot, Salz und Wodka begrüßt, dazu spielte ein Akkordeonspieler deutsche Lieder.
Um 19 Uhr trafen wir uns zum Abendessen in den Speiseräumen des Hotels "Zum Bären". Anschließend saßen wir noch zum gemütlichen Tagesausklang im kühlen Innenhof des Hotels beim kalten "Drei Bären Bräu" (12%) .

Am Samstag nach dem Frühstück machten wir eine kleine Stadtrundfahrt durch Insterburg. Unsere Dolmetscherin Swetlane versuchte uns die Stadt etwas näher zu bringen. Bei dieser Gelegenheit tauschten wir auch Euro in Rubel, vor unserem ersten Besuch in unserer Heimatstadt Gerdauen. Auf der Fahrt dorthin fuhren wir zu unserem Erstaunen in fast 10 Meter Entfernung an der russisch-polnischen Grenze vorbei. Wir kamen über Altendorf nach Gerdauen rein. Der Bahnübergang am Bahnhof zeigte uns nur stark verrostete Schienen, die Signale standen alle auf Rot, ein Zeichen dafür, dass in unserem Gerdauen nicht mal mehr ein Zug ankommt oder gar abfährt.
Unser erster Halt war am "Verlobungsweg". Hier stiegen die Geschwister Leu aus und gingen zu Fuß in die Siedlung zu ihren bekannten russischen Familien. Wir machten noch einige Fotos und fuhren dann weiter zum Krankenhaus. Hier meldeten wir uns an und machten einen Besuchs-Termin für Dienstag aus. Von hier ging es zum Marktplatz Gerdauen. Dort setzten wir alle, die dort bleiben und ihre russischen Familien besuchen wollten, ab. Dann ging es in Richtung Sophienberg weiter, wo die Brüder Niebuhr ihre Wurzeln hatten. Kurz vorher setzten wir die beiden ab, von wo aus sie mit zwei Mitstreitern zu Fuß weiter mussten. Nachdem wir einen Treffpunkt um 16 Uhr ausgemacht hatten, fuhren wir mit dem Rest der Mannschaft zum Forsthaus Damerau, wo unser Förstersohn Joachim Nagel aufgewachsen ist. Mit ihm machten wir dort einen ausgiebigen Spaziergang durch die Flur. Nachdem wir unsere 4 Männer von Sophienberg abgeholt hatten, trafen wir uns alle wieder auf dem Markt, von wo wir um 18 Uhr zurück nach Insterburg fuhren.

Am Sonntagmorgen besuchten wir als erstes in Gerdauen ein Kinderheim, welches uns bis dahin unbekannt war. An der Plewkastraße - Schwarzer Weg gelegen, beherbergt es dort ca.30 Kinder zwischen 3-12 Jahren, Kinder von alkoholkranken Eltern und Waisenkinder. Diesen Kindern hatten wir getragene Kleidung, Schuhe und Süßigkeiten mitgebracht. Die Kinder freuten sich wirklich sehr darüber. Nach herzlichem Abschied besuchten wir die Schule in Gerdauen. Wir durften sogar die Klassenräume besichtigen, was bei einigen doch Wehmut aufkommen ließ, waren es doch immer noch die gleichen Schulräume wie damals als wir ...
Die Lehrpersonen Anja, Sofie und Olga, zeigten uns ein Haus, etwa 30 Meter von der Schule, in Richtung Tennisplätze gelegen, welches renoviert und umgebaut wurde. Dieses Haus soll ein Haus der Begegnung für Russlanddeutsche und deutsche Gäste werden. In diesem Haus entstehen 4 Doppelzimmer mit Gemeinschaftsraum und Gemeinschaftsküche. Dies wäre die erste Übernachtungsmöglichkeit für deutsche Besucher. Doch im Moment, wie könnte es anders sein, geht es nicht so recht weiter mit dem Bau, weil mal wieder das Geld fehlt, um wenigstens vor dem Winter die restlichen Fenster einbauen zu können. Man hoffe aber, trotzdem das Haus bis Ende 2004 fertig zu stellen. Es wäre einfach zu schön, wenn das wahr werden würde. Drei Fenster sind ja schon eingebaut in guter Kunststoff-Qualität. Auf unsere Frage, was denn so ein Fenster kostet, wurde uns der Preis von ca. 180,- Euro genannt. 
Inzwischen hatte Anja den Schlüssel zum Kirchturm besorgt und ich bestieg, mit Foto-Kamera und Videoausrüstung bepackt, mit einigen Mutigen den Turm. Ein traumhaftes Wetter begleitete uns auf der gesamten Reise, so auch an diesem Sonntag und bescherte uns von oben einen herrlichen Blick auf Gerdauen und das Umland. Anschließend besuchten wir das alte Ehrenmal in der Nähe des Bahnhofs, welches den gefallenen Kameraden von 1914-1918 gewidmet ist. Olga hatte es gereinigt und die Farbe der Inschrift erneuert. Man sollte es hoch anrechnen, dass Olga im russischen Gerdauen ein deutsches Ehrenmal pflegt. Zu Fuß spazierten wir weiter zum Bahnhof, der heute als Zollamt dient. Wehmut kommt auf, wenn man sieht, dass die Gleise verrostet, das Stellwerk abgerissen und zwei Wassertürme in den Gleisanlagen die nächsten 3 Jahre wohl nicht mehr standhalten werden. Und trotzdem, ein paar Signale waren noch beleuchtet, zwar zeigten sie Rot, Hoffnung oder Abschied, wer weiß? Der Wasserturm, links vom Bahnhof macht von weitem noch einen guten Eindruck, doch aus der Nähe sieht man am Dach den zunehmenden Verfall des Turmes. Am Schluss unseres Spazierganges wurden wir von Olga noch zum Kaffee eingeladen. Olga bewohnt mit ihrem Mann ein kleines Siedlungshaus am Nachtigallenweg mit kleinem Garten, Hühnern, Tauben und einem Hund. Hier stellte ich auch fest, dass inzwischen viele Russen einen Garten mit Gemüse, Kartoffeln und Obst angelegt hatten Im Wohnzimmer wurden wir herzlich und gut bewirtet, dann ging es zurück zum Markt, wo schon die anderen warteten. Dort fiel uns auf, dass "Genosse Lenin" nicht mehr auf seinem hohen Sockel stand, sondern auf ebenem Boden im Grünen. Ich fragte Anja warum das so sei, sie antwortete mir, dass man auf den Herren nicht mehr gut zu sprechen sei. Ich bin aber nicht sicher, ob das der wirkliche Grund war, weswegen man ihn entthronte. Gemeinsam gingen wir dann zum Taufstein, vor dem Haus der Familie Frey. Anja hatte Blumenpflanzen aus ihrem Garten besorgt und Brigitte Trennepohl pflanzte diese in den Taufstein, Wolfgang Würfel wurde als Täufling zu "Katschmareck" umgetauft und wollte auch so genannt werden. Anschließend bildeten wir einen Halbkreis vor dem Taufstein und sangen das Ostpreußenlied "Land der dunklen Wälder..." Dann ging es zurück nach Insterburg.
Am Abend, nach dem Essen, sprach ich noch mal das Problem mit dem fehlenden Geld für die Begegnungsstätte in Gerdauen an und fragte, ob wir denn bereit seien, ein Fenster zu stiften. Der Versuch gelang, die Sammlung ergab stolze 205,- Euro.

Am Montag um 7.30 Uhr starteten wir zu unserem großen Ausflug in Richtung Memel. Hier hatte ich mich zeitlich sehr verschätzt, so hatten wir durch die große Entfernung und Grenzkontrolle sehr viel Zeit verloren und konnten in Memel nur eine kurze Führung mitmachen. Dann ging e mit der Fähre hinüber auf die Kurische Nehrung. Wir befuhren die Nehrung in voller Länge, fast 100 km, mit einer kurzen Pause vor Nidden. Hier nutzten einige die Chance und machten einen Abstecher durch den Dünensand zur Ostsee. Auch hier nahm "Katschmareck" die Gelegenheit wahr und schwamm in der Ostsee. Anschließend gab es Würstchen und Kaffee aus der Bordküche, dann fuhren wir über Königsberg nach Insterburg zurück, wobei wir noch großes Glück hatten, als auf der Autobahn zwei Kühe vor unseren Bus sprangen. Unser Fahrer Hans Becker bewies durch seine schnelle und sichere Reaktion sein Können.

Am Dienstagmorgen besuchten wir ein drittes und letztes Mal unser Gerdauen. Zuerst fuhren wir das Krankenhaus an und machten dort unseren Besuch. Brigitte hatte für den Arzt Medikamente mitgebracht und für die Kinder auf der Kinderstation gab es von uns Spielzeug und Süßigkeiten. Sehr traurig stimmte der Anblick eines kleinen dreijährigen Mädchens, abgemagert, nur Haut und Knochen, geistig nicht gesund, so hatten es seine alkoholkranken Eltern hier abgegeben. Das Kind hat keine Überlebenschance, seit langem hat es nicht mehr so glücklich gelächelt, als wie zu dem Zeitpunkt, als es von uns Spielzeug bekam. Der Zustand des Krankenhauses hat sich seit 1998 weder innen, noch außen gebessert.
Auf dem Markt trennten wir uns mit dem Versprechen, um 17 Uhr wieder am Bus zu sein. So ging jeder seiner Wege, einige kauften noch Obst für das Kinderheim und fuhren es dorthin, andere machten noch mal einen Besuch im langen Haus. Ich zog, mit Kamera und Videoausrüstung bewaffnet und einigen Mitreisenden zur ehemaligen Badeanstalt von Gerdauen. Anja ging mit uns und zeigte uns den rechten Weg dorthin, da inzwischen ein russischer Friedhof oberhalb des Banktinsees angelegt wurde. Die Sonne stand günstig und ich wollte von der Badeanstalt aus Gerdauen aufnehmen. Als wir am Seeufer ankamen schwamm dort schon ein Hut auf dem Wasser und darunter unser Wolfgang Würfel (Katschmareck). Seinen Reisepass mit Visa, hatte er sorgfältig in einer Frischhaltetüte (eine Tüte mit Löchern) verpackt und in seiner Badehose verstaut. Aber es gab später deswegen keine Schwierigkeiten an den Grenzen. Zurück in Gerdauen machten wir noch einen kleinen Einkauf in Form von russischen Bonbons und Kaffeeteilchen. Dann trafen wir uns alle wieder am Markt. Ich übergab mit Worten des Abschieds an Olga das Kuvert mit 205,- Euro Inhalt für ein Fenster der Begegnungsstätte. Mit großer Freude und Dankbarkeit wurde dies angenommen. Nach herzlichem Abschied von unseren Lehrpersonen, die für uns ja auch Dolmetscher waren, ging es zurück nach Insterburg. Als wir am Kuckuckswäldchen vorbei fuhren, erklang im Bus, mit zum Teil gebrochenen Stimmen und Tränen in den Augen, das Lied, "Nun Ade du mein lieb Heimatland, lieb Heimatland Ade...." War es doch für einige der letzte Besuch in der Heimat. Am Stadtrand von Insterburg machten wir noch einen kurzen Fotostopp am Kriegsgräber-Friedhof. "Hier ruhen im Tode vereint deutsche und russische Soldaten 1914-1918 und 1939-1945", so das Schild am Eingang des Friedhofs. Ein beklemmendes Gefühl war das was übrig blieb, als ich den Friedhof verließ.
Der Abend im Hotel bescherte uns zum Abschied noch russische Folklore. Vier junge, hübsche Russinnen sangen für uns unter der Leitung ihrer Trainerin russische und deutsche Volkslieder. Swetlane erhielt von uns als Dank für ihre treuen Dienste, ein Geldgeschenk. Geld ist das beste, womit man in Russland was anfangen kann.

Am Mittwochmorgen, beim Einstieg in unseren Bus, spielte ein Akkordeonspieler den Schneewalzer. Wahrscheinlich konnte er den am besten und er wusste, das ist was Deutsches. So fuhren wir denn Richtung Preußisch Eylau zur russisch - polnischen Grenze. Hier nahm unsere Swetlane entgültig von uns Abschied, denn sie musste nach Insterburg zurück. Wir setzten unsere Reise in Richtung Nikolaiken fort. Über Rastenburg, der Wolfsschanze, fuhren wir zu einem neuen Besichtigungsort, dem ehemaligen Oberkommando des Heeres am Mauersee. Hier sind die ehemaligen Bunker noch alle erhalten und nicht gesprengt. Diese Anlage war in diesem Jahr erstmals geöffnet und braucht noch etliche Jahre, um ordentlich begehbar zu sein. In Nikolaiken machten wir noch eine Schiffstour auf dem Spirdingsee an deren Ende ein Gewitter aufzog und es erstmals während unserer Reise zu regnen begann Wir verbrachten noch einige schöne Tage in Masuren, bevor wir wieder den langen Weg nach Hause antraten. Diese 10 Tage werden uns noch lange in guter Erinnerung bleiben. Wer zum nächsten Gerdauener Treffen nach Bad Pyrmont kommt, wird den Videofilm der Reise sehen können.

Jörg Beißel (Gerdauen)

zurück nach oben

5. Heimatreise der Skandauer und Sillginner vom 26.05.-04.06.2003

Die Vorbereitung dieser Reise hat Manfred Wenzel in Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen Busche in vorbildlicher Weise organisiert. Mit 29 Heimatfreunden begann am 26.05. um 7 Uhr die Fahrt von Rodewald über Hannover-Braunschweig-Magdeburg-Berlin zum Grenzübertritt bei Frankfurt (Oder). Der Aufenthalt an der Grenze dauerte 45 Minuten. Die Fahrt ging weiter bis nach Gnesen zur Zwischenübernachtung im Hotel Petrak. Hier erwartete uns auch unser polnischer Reiseleiter Richard Radetzki.

Das Wetter war trocken, bewölkt und auch Sonnenschein. Am 27.05. um 8 Uhr ging die Fahrt weiter nach Thorn. Hier war ein längerer Aufenthalt mit Besichtigung der Stadt geplant. Um 12 Uhr ging die Fahrt weiter über Osterode (Ostpr.)-Allenstein nach Sensburg zum Hotel Panoramic, in dem wir 4 Nächte blieben. Das Wetter dieses Tages war Dauerregen und Gewitter.

Am 28.05. um 9 Uhr erfolgte die Fahrt in die Heimatorte über Rastenburg-Schippenbeil-Leunenburg-Kröligkeim nach Sillginnen und Skandau. Hier hatten wir bis 14.30 Uhr Aufenthalt. In Skandau wurde der polnische Bürgermeister von Landsmann Manfred Wenzel und Fred Zipser besucht, der sie auch sehr freundlich empfing. Die Heimatfreunde spazierten durch den Ort, sahen sich die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude an, die immer mehr zerfallen. Sie gingen auch in die Häuser, in denen sie einst wohnten und ihre Kindheit verbrachten. Sie wurden von den jetzt dort wohnenden Polen freundlich empfangen.

Doch die Erinnerung an die unbeschwerte, fröhliche Kinder- und Jugendzeit, die sie bis 1945 hier verlebten, in einem schönen Dorf, wo ein reges und fröhliches Leben pulsierte und in dem jetzt bedrückende Stille herrscht, ließ manchem die Tränen in die Augen treten. Noch schlimmer wie in Skandau sieht es in Sillginnen aus. Im Dorfkern von Sillginnen, wo einst 30 Familien wohnten, wohnen jetzt noch 7 Familien. Das Schloss, ehemaliges Kreisfeierabendheim, zerfällt immer mehr. Die Fenster sind zugenagelt, aus dem Mauerwerk werden Steine gebrochen. Es bietet einen ganz trostlosen Anblick. Sehr schlecht sieht es auch auf den meisten umliegenden 18 Bauernhöfen aus. Davon sind 3 vollkommen zerfallen. Der einst so schöne Ort Sillginnen mit dem Flüsschen Liebe bietet heute einen ganz traurigen und trostlosen Anblick. In den Orten Laggarben, Skandau und Sillginnen waren bis 1945 Schulen, die gibt es nicht mehr. Die Kinder aus diesen Orten werden nach Barten und Dönhoffstädt zur Schule gebracht. Auch die Post in Skandau wurde geschlossen. Die nächste ist in Barten. Wehmütig und schweren Herzens nahmen wir mal wieder Abschied von unseren geliebten Heimatdörfern Skandau und Sillginnen.

Die Rückfahrt nach Sensburg ging noch durch den südlichen Teil unseres Kreises Gerdauen über Ludwigshöhe-Momehnen - hier hielt der Bus an und wir konnten in weiter Ferne den Kirchturm und den Wasserturm unserer Kreisstadt Gerdauen sehen. Weiter ging es über Blumenthal-Langmichels-Krausen-Barten-Wenden. Hier sahen wir zur linken Seite über das Feld 3 Wölfe kommen. Der Bus hielt an. Der erste Wolf war ca. 30 Meter vor den zwei anderen, die hintereinander liefen und die Straße überqueren wollten. Plötzlich blieb er etwa 100 Meter vor der Straße stehen, sah zu unserem Bus und drehte bedächtig nach links ab - die beiden anderen folgten in der Reihe nach. Hunde waren es nicht, die wären durcheinander gelaufen. Die Fahrt ging weiter über Rastenburg nach Sensburg. Das Wetter war an diesem Tag sehr schön.

Am 29.05. um 8.30 Uhr Abfahrt nach Nikolaiken. Von hier eine Dampferfahrt über den Spirdingsee nach Rudzanny. Von hier mit dem Bus nach Krutinnen zum Mittagessen. Im Anschluss fand das Staaken auf der Krutinna statt. Danach ging es nach einem Aufenthalt am Spirdingsee zurück nach Sensburg. Das Wetter war sehr schön.

Am 30.09. um 8.30 Uhr Abfahrt zur großen Masurenrundfahrt über Johannisburg mit Stadtrundfahrt, am Spirdingsee entlang nach Lötzen, weiter über Steinort zum Gut und Schloss der Familie Lehndorff. Von hier wieder über Lötzen nach Nikolaiken mit einem längeren Aufenthalt. Der Stadtkern von Nikolaiken ist in einem guten Zustand. Danach ging es nach Sensburg zurück.

Am 31.05. Abschied von Sensburg. Um 8.20 Uhr Abfahrt über Allenstein (hier Stadtbesichtigung) nach Buchwalde zur Schiffsanlegestelle. Von hier fuhren wir mit dem Schiff über die geneigten Ebenen, auch "Rollberge" genannt, auf dem Oberländischen Kanal und den Drausensee nach Elbing. Diese Fahrt ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, durch diese wunderschöne unberührte Seenlandschaft mit der herrlichen Vogelwelt. In Elbing erwartete uns unser Bus, der uns dann nach Danzig in das Hotel "Novotel" brachte. Für die nächsten 3 Tage war dies unsere Unterkunft.

Am 01.06. war um 8.30 Uhr Abfahrt nach Marienburg. Hier wurde die Ordensburg besichtigt. Danach fuhren wir nach Danzig zurück. Der Nachmittag dieses Tages stand zur freien Verfügung. Um 17 Uhr fuhren wir nach Zuckau in ein Restaurant zum Abendessen. Hier erlebten wir den Auftritt einer kaschubischen Folkloregruppe, die sehr schöne Darbietungen brachte. Gleichzeitig war das unser Abschiedsabend. Unser Organisator Manfred Wenzel dankte dem Reiseleiter Richard für seine Begleitung und Berichte während unserer Reise. Einen ganz besonderen Dank sprach er unserem Busfahrer Gerhard aus, der mit seiner umsichtigen Fahrweise, mit viel Witz, Humor und Gesang zum guten Gelingen der Busfahrt beigetragen hat. Fred Zipser bedankte sich im Namen aller Reiseteilnehmer bei Manfred Wenzel für seine Arbeit und die gute Organisation dieser Reise. Um 21 Uhr ging die Fahrt zurück ins Hotel nach Danzig.

Am 02.06. um 8.30 Uhr war Abfahrt zur Stadtrundfahrt durch Danzig. Dann Weiterfahrt nach Zoppot. Hier Besichtigung der Strandanlagen und des 500 Meter langen Seesteges. Danach Rückfahrt bis Oliva, Besichtigung der Kirche mit der Teilnahme am Orgelspiel. Danach war Rückfahrt in das Hotel nach Danzig. Am Nachmittag von 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr fand mit dem Reisebegleiter Richard eine Besichtigung der Altstadt mit Krantor zu Fuß statt.

Am 03.06. um 8 Uhr war Abfahrt zur Rückreise, die über Karthaus-Stolp-Köslin nach Stettin zur Zwischenübernachtung in das Hotel "Reda" ging. 

Am 04.06. um 7.35 Uhr Abfahrt vom Hotel zum Grenzübergang. Die Abfertigung hat 25 Minuten gedauert und wir konnten weiter fahren. Über Berlin-Magdeburg-Braunschweig-Hannover wurde glücklich und zufrieden die Fahrt in Rodewald beendet.

Vielleicht war es die letzte gemeinsame Reise der Skandauer und Sillginner Heimatfreunde. Nicht das Interesse, sondern das zunehmende Alter schränken die Reisetätigkeit ein. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es eine schöne Reise mit vielen alten Erinnerungen war. Die Fotos aus unserer so schönen Heimat Ostpreußen, die auf dieser Reise gemacht wurden, bleiben als stete Erinnerung.

Alfred Weiß (Sillginnen)

zurück nach oben


Busreise der HKG Gerdauen in die Heimat vom 22.-31.05.2002

Auch dieses Jahr fand wieder die schon traditionelle Busreise nach Ostpreußen, veranstaltet von der Fa. Busche und unter der bewährten Leitung unseres Landsmanns Hans Eckart Meyer, statt. 41 Landsleute machten sich bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ins „Land der dunklen Wälder“ auf.

Die Fahrt führte über Hannover, Magdeburg und Königs Wusterhausen (Zustiegsstationen) an Berlin vorbei zum Grenzübergang Pomellen. Nach einer schnellen und reibungslosen Abfertigung ging es weiter über Stettin und Köslin zur ersten Zwischenübernachtung im Schlosshotel („Zamkowy“) in Stolp, das sich am Rande der Altstadt unmittelbar am Schloss befindet.

Am nächsten Tag erreichte unser Bus nach zwölfstündiger Fahrt den schönen Ostseebadeort Rauschen, wo für die folgenden Tage das Hotel „Bernsteinküste“ unser Quartier sein sollte. Die Fahrt führte uns durch die wunderschöne Kaschubische Schweiz, Danzig, Elbing, Cadinen, Frauenburg (Mittagspause), die innerostpreußische Grenze bei Heiligenbeil (Abfertigungszeit: 75 Minuten) und die ostpreußische Hauptstadt Königsberg.

Den Abend nutzten viele Landsleute noch zu einem Bummel über die Promenade oder durch den wunderschönen Ort im Grünen mit seinen vielen – teils bereits restaurierten – alten Villen aus deutscher Zeit.

Am Freitag stand die Fahrt in den nördlichen Heimatkreis Gerdauen auf dem Programm. Über Königsberg und Friedland steuerte der Bus Gerdauen an, wo bereits erste Ergebnisse der vom dortigen Bürgermeister angekündigten Verschönerungsmaßnahmen (wir berichteten) zu sehen waren. So wurde der Gehsteig an der nördlichen Marktseite einschließlich die Wilhelmstraße hinunter komplett neu mit Verbundpflaster verlegt und die Anlagen vor dem Rathaus (heute Kinderheim) gesäubert und neu bepflanzt. Der Bus steuerte anschließend auch die anderen Orte im nördlichen Kreis an, so dass jeder Mitfahrer sein gewünschtes Ziel erreichte. Am Nachmittag nutzten viele Landsleute noch die Möglichkeit zum Besteigen des Gerdauener Kirchturms, von wo ihnen sich ein herrlicher Ausblick auf die nähere und weitere Umgebung Gerdauens bot. Im Kirchenschiff war man gerade dabei, kreuzartig einen Weg anzulegen und diesen an den Seiten mit Steinen zu befestigen, so dass man künftig wohl das Schiff in Augenschein nehmen kann, ohne sich durch eine Unkrautwüste kämpfen zu müssen.

Im Kulturhaus erfreute dann der Chor der russischen Lehrerinnen und eine kleine Gerdauener Kindergruppe die mitgereisten Landsleute mit deutschem und russischem Liedgut, bevor der Bus sich wieder auf die Rückfahrt nach Rauschen machte.

Der Samstag stand ganz im Zeichen der Kurischen Nehrung – bei herrlichem Wetter ging es über Cranz und Sarkau zunächst ins Nehrungs-Museum, wo den Landsleuten ein Einblick in die Geschichte und die reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt dieser einzigartigen Naturlandschaft gegeben wurde. Anschließend fuhr der Bus die alte Poststraße weiter nach Norden in Richtung Pillkoppen, von wo aus eine kleine Wanderung auf die Epha-Düne mit der herrlichen Aussicht auf Haff und Ostsee sowie auf die unbeschreiblich schöne Dünenlandschaft dieser „europäischen Sahara“ belohnt wurde. Gestärkt durch ein Picknick, das vom Ehepaar Meyer, unserer polnischen Reisebegleiterin Maria und unserem Busfahrer Herrn Busche bereitet wurde, ging es dann zur russischen Vogelwarte bei Rossitten. Hier wurde uns die Beringung der Zugvögel demonstriert und ein interessanter Einblick in die wichtige wissenschaftliche Arbeit dieser Station gegeben. Ein eindrucksvoller Tag in einer der schönsten Naturlandschaften Europas klang dann am Abend im Rauschener Hotel mit einem Folkloreabend aus, der von der russischen Gruppe „SamLand“ und deren Sängerin Tatjana Musikantowa gestaltet wurde. Die sehr professionell vorgetragenen deutschen und russischen Volksweisen sowie internationale Musical- und Opernmelodien ernteten den verdienten Applaus der mitgereisten Landsleute.

Den Sonntag nutzten die meisten Mitreisenden zu einem ausgiebigen Bummel durch Rauschen – ein paar Unentwegte testeten auch das noch nicht ganz so warme Wasser der Ostsee. Einige Landsleute fuhren mit Taxi eigene Ziele an, wieder andere verbrachten einen weiteren Tag in unserer Kreisstadt Gerdauen, wohin sie unser Bus brachte. Mit vielen Eindrücken versehen – traurigen, aber auch wenigen hoffnungsvollen – verließen wir am nächsten Tag das Königsberger Gebiet, jedoch nicht ohne vorher einen Abstecher zum Königsberger Dom zu machen. Dessen Restaurierung schreitet gut voran und soll wohl 2004/05 vollendet sein. Wie ein Zeichen der Hoffnung steht dieses imposante Bauwerk auf der ansonsten völlig leeren Kneiphof-Insel – ein Zeichen der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft Ostpreußens und ein friedliches Miteinander von Deutschen und Russen in diesem leidgeprüften Land.

Nach der Grenzabfertigung bei Heiligenbeil, die etwa 90 Minuten dauerte, fuhr der Bus über Mehlsack nach Heilsberg, der alten Residenz der ermländischen Bischöfe. Das dortige Hotel „Pod Klobukiem“, etwas außerhalb an der Straße nach Guttstadt gelegen, war für die nächsten Tage unser Standort. Nach dem Mittagessen ging es über Bischofstein und Rößel nach Heiligelinde, wo wir in der dortigen berühmten Wallfahrtskirche einem Orgelkonzert lauschen konnten – die Figuren an der Orgel bewegten sich zur Musik.

Am Dienstag stand die Fahrt in den südlichen Kreis Gerdauen auf dem Programm, der seit 1945 unter polnischer Verwaltung steht. Über Bartenstein, Schippenbeil, Dietrichsdorf, Löwenstein, Lindenau, Sillginnen, Skandau, Fritzendorf und Krausen ging es quer durch unseren Heimatkreis, wobei jedes gewünschte Ziel der Mitreisenden angesteuert wurde. Auf Wunsch konnte man auch im jeweiligen Zielort abgesetzt und anschließend auf der Rücktour wieder vom Bus abgeholt werden – mehr Service geht kaum. Einen besonderen Höhepunkt stellte die Weiterfahrt über Barten, Drengfurt und Klein Bajohren (Kleinblankenfelde) nach Friedenshof dar, das unmittelbar am Nordenburger See liegt. Hier wurde wieder ein ausgiebiges Picknick eingelegt und bei herrlichem Wetter und „ostpreußischem Himmel“ konnte man die wunderschöne Landschaft genießen. Sehnsüchtig ging der Blick – nicht nur der Nordenburger – hinüber zur Stadt an der Aschwöne, die hinter dem Grenzzaun so nah und doch an diesem Tage für uns unerreichbar fern lag. Wird sich auch dies irgendwann einmal ändern?

Zurück ging die Fahrt über Drengfurt, Barten, Bieberstein, Molthainen, Aftinten und Langmichels (wo man vom Bus aus den Kirchturm von Gerdauen sehen konnte) nach Momehnen. Hier konnten wir die schöne Dorfkirche besichtigen; einige Mitreisende wagten den Aufstieg zum Glockenturm und konnten dort die alte deutsche Glocke mit der Inschrift „1914/18 Geopfert für Deutschlands Wehr – Neuerstanden zu Gottes Ehr 1937“ bewundern. Auch in Löwenstein, das wir anschließend wieder ansteuerten, stand ein Kirchenbesuch auf dem Programm.

Der Tag fand seinen Abschluss mit einer Stippvisite beim Gut Gallingen (ca. 10 km südlich von Bartenstein), das von einem Warschauer Unternehmerehepaar gekauft und wunderschön restauriert wurde.

Am Mittwoch erlebten die Mitreisenden einen weiteren Höhepunkt dieser Reise – die Schiffsfahrt auf dem Oberländischen Kanal. Über Guttstadt und an Osterode vorbei ging es durch die wunderschöne Hügellandschaft des Oberlandes nach Buchwalde, wo uns zunächst ein Einblick in das technische Wunderwerk der „Rollberge“ gegeben wurde. Bei herrlichem Wetter starteten wir dann mit dem Schiff zur 4 ½-stündigen Fahrt über die fünf Schleusen dieses Meisterwerks deutscher Ingenieurbaukunst, an Feldern, Wiesen, Hügeln und kleinen Dörfern vorbei nach Elbing – wobei auch die Durchfahrt des Drausensees mit den vielen dort lebenden Vogelarten und den Teppichen aus blühenden Seerosen beeindruckte. Diese Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis, da waren sich alle Mitreisenden beim Ausstieg in Elbing einig.

In Elbing übernachteten wir im Hotel „Elzam“, das am Rande der von den Polen wiederaufgebauten Altstadt liegt. Am Donnerstag ging es dann über Danzig (Altstadtbummel), durch die Kaschubei, Schlochau und Deutsch Krone nach Dolgen (Kr. Friedeberg/Nm.), wo eine letzte Zwischenübernachtung eingelegt wurde.

Eine eindrucksvolle Fahrt in die Heimat ging dann am nächsten Tag zu Ende – über Küstrin, Königs Wusterhausen, Magdeburg und Hannover erreichte der Bus Rodewald. Alle Mitreisenden waren sich darin einig, dass diese Fahrt ein wunderschönes Erlebnis war und ein großes Dankeschön der Fa. Busche, unserer Reiseleiterin Maria und vor allem unserem Landsmann Hans Eckart Meyer und seiner Frau gebührt, die diese Reise organisiert und uns so hervorragend betreut haben.

Walter Mogk (Nordenburg)

zurück nach oben

© 1999-2012 Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen e. V.